Das Warten auf die Wiederaufnahme des Wettkampfspielbetriebes mit Zuschauern für die bayerischen Fußballvereine geht weiter, denn der Ministerrat hat in seiner Kabinettssitzung am vergangenen Dienstag keine erhofften Lockerungen erlassen.
Auch wenn der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes Dr. Rainer Koch betont, dass der Gesundheitsschutz an erster Stelle steht und er das Corona-Virus als extrem gefährlich einstufe, kann er die Entscheidung des Staatsregierung nicht nachvollziehen. „Das ist für uns als Verband, für die Hunderttausenden von Amateursportlern und für die Tausenden von Ehrenamtlichen in unseren über 4500 bayerischen Vereinen eine große Enttäuschung. Mit Blick auf unsere Nachbarn in Sachsen, Thüringen, Hessen, Württemberg, aber auch in Österreich und Tschechien ist das aber nicht nur enttäuschend, sondern auch völlig unverständlich“, drückte BFV-Präsident Dr. Rainer Koch seine Gemütslage aus und verwies vor allem darauf, , dass man bislang immer den Kurs der bayerischen Staatsregierung mitgetragen habe. Noch größer wird sein Unverständnis für diese Entscheidung dadurch, dass RB Leipzig in der Bundesliga nun vor 8.500 Zuschauern spielen darf, „aber in 150 km Entfernung in Oberfranken jede Form von Wettkampfspielbetrieb verboten ist“, erklärt Dr. Koch und dankt in diesem Zusammen den vielen Vereinen.
„Der Amateurfußball in Bayern hat sich in den schwierigen vergangenen Monaten der Covid-19-Pandemie stets vorbildlich verhalten und er tut alles dafür, um die Ausbreitung des Virus‘ zu bremsen und den Schwächeren unter uns auf vielfältige Art zu helfen. Dafür möchte ich mich nochmals ausdrücklich bei Euch allen bedanken“.
Nicht nur aus diesen Gründen will sich der BFV dieser Entscheidung nicht tatenlos beugen und hat noch am Dienstagabend in einer Sondersitzung die weiteren Schritte festgelegt.
Vor allem will man die 4.500 Mitgliedsvereine nun verstärkt mit ins Boot nehmen und in einer Umfrage soll nun zunächst die Erwartungshaltung der Vereine abgefragt werden.
„Viele wollen sofort wieder in den Ligabetrieb starten, anderen sind für eine Wiederaufnahme im Jahr 2021“, erklärt Dr. Koch und bittet nun um ein Meinungsbild, an dem sich der BFV orientieren will.
Bis zum 07. September sind alle Funktionäre aufgefordert, drei Fragen mit Ja oder Nein zu beantworten. Zunächst sollen die Vereine zur Entscheidung des Ministerrates Stellung beziehen und abstimmen, ob man die Entscheidung, den Wettkampfbetrieb mit Zuschauern weiterhin auszusetzen, für richtig oder falsch hält.
Zudem sollen die Mitgliedervereine entscheiden, ob man eine Wiederaufnahme noch in diesem Jahr oder aufgrund der unsicheren Lage, erst im Frühjahr des kommenden Jahres wünscht.
In der letzten Frage fragt der BFV ab, ob die Vereine ggf. eine gerichtliche Durchsetzung der Wiederaufnahme des Spielbetriebes unterstützen, wobei sich der BFV in einer Mail an alle Vereine bezüglich auf Aussicht eines Klageerfolges zuversichtlich äußert.
„Der BFV-Vorstand steht schon seit Tagen im engen Austausch mit Fachanwälten, die uns sagen, dass mit Blick auf die Erlaubnis von Kulturveranstaltungen mit Zuschauern unter freiem Himmel der Wettkampfspielbetrieb im Amateurfußball unter Beachtung des Gleichbehandlungsgebots und des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes zugelassen werden muss. Fachanwälte empfehlen dem BFV-Vorstand, rechtliche Schritte gegen das Verbot des Wettkampfspielbetriebs im Amateurfußball einzuleiten und einen Rechtsanspruch auf Gleichbehandlung mit Freiluft-Kulturveranstaltungen mit begrenzten Zuschauerzahlen analog § 21 Abs. 2 der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gerichtlich durchzusetzen“,
Die Funktionäre des BFV werden diese Umfrage unverzüglich nach Beendigung auswerten und das Ergebnis will man der Staatsregierung vorlegen, um bei der nächsten Kabinettssitzung am Dienstag nächster Woche ggf. ein Umdenken der Politik zu erwirken.
Aber der BFV betont deutlich, dass der Amateurfußball keine Sonderrolle einnehmen will, aber das Zeil hat, eine Gleichbehandlung zu erreichen.
Freilich ist eine gerichtliche Entscheidung nicht von heute auf morgen möglich, sodass der bereits verschobene Saisonstart am 19./20. September wohl nicht mehr gehalten werden kann, da man den Vereinen auch bei der organisatorischen Planung der Hygienemaßnahmen eine gewisse Vorlaufzeit einräumen muss.
Ob nun der geplante Saisonverlauf, der von einem Start am 01. September ausging, so noch zu halten, ist mehr als fraglich.
„Ich befürchte, dass der Liga-Pokal, den ich als geniale Idee des BFV halte, wohl abgesagt werden muss, denn uns fehlt die Zeit, zwei Wettbewerbe durchzuziehen und die oberste Priorität sollte aus meiner Sicht der Beendigung der Punktspielsaison 20219/2020 gelten“, äußert sich der Altenerdinger Abteilungsleiter Andreas Heilmaier zu neuen Situation.
Auch im Juniorenbereich wird die Zeit nun immer enger und Heilmaier zweifelt daran, ob die beiden geplanten Halbrunden über die Bühne gehen können. „Wenn wir erst Anfang/Mitte Oktober starten können, dann bringen wir die Herbstrunde nicht mehr komplett durch, denn wir brauchen bis zu 8 Wochen und dann sollen noch Relegationsspiele für Auf-/Abstieg folgen. sodass wir wahrscheinlich erst kurz vor Weihnachten fertig wären und das ist nicht möglich“, drückt Heilmaier seine „Befürchtungen“ aus und plädiert, dass man bis Juni 2021 nur eine Saison mit einer Einfachrunde spielt.
Der Altenerdinger Fußballchef weiß natürlich von der Situation, dass einige Ligen nur mit fünf oder sechs Mannschaften bestückt sind und die Mannschaften dadurch nur sehr wenige Spiele hätten. „Diese Problem könnte man aus meiner Sicht dadurch lösen, dass man für diese Gruppen eine Vor- und Rückrunde spielt. Ich glaube, dass man diese 8 oder max. 10 Spiele bis Juni 2021 durchbringen könnte“.
Freilich sind es derzeit nur Spekulationen, denn zunächst müssen die Vereine ihr Meinungsbild abgeben und erst dann kann der BFV tätig werden und versuchen, die Wünsche der Vereine zu realisieren. Bis dahin können sich die bayerischen Vereine weiterhin nur mit Trainingseinheiten und Freundschaftsspielen auf den noch nicht festgelegten Tag X vorbereiten.