Nach vier in der vergangenen Woche von Kreisjugendleiter Stefan Erl einberufenen Online- Versammlungen als Ergänzung zu den letztjährigen Workshops haben nun die Vereine aus dem Spielkreis bis nächsten Sonntag Zeit, um sich Gedanken über die geplante Altersabsenkung im Juniorenbereich zu machen.

Bereits vor der Corona-Pandemie stand diese doch einschneidende Veränderung im Nachwuchsfußball auf der Agenda und die Juniorenleiter konnten sich bei einer Veranstaltung im Vereinsheim des FC Langengeisling (siehe Bild) entsprechende Informationen einholen, doch aufgrund der unvorhersehbaren Krise fiel die Umsetzung bzw. deren Abstimmung zunächst ins Wasser.

Was steckt hinter diesem Projekt?

Der Kreis Donau/Isar will von den Vereinen wissen, ob man künftig die Grenzen für alle Altersklassen im Juniorenbereich um ein Jahr nach unten absenken wolle, sodass die A-Juniorenmannschaften künftig nicht mehr von den U19-, sondern von den U18-Junioren gebildet wird.

Dies hätte beispielsweise für die kommende Saison die Auswirkung, dass im August neben dem Jahrgang 2002 auch die Spieler, die 2003 geboren wurden, in den Herrenbereich aufrücken. Für alle weiteren Altersklassen wurde dies zugleich bedeuten, dass nach Abschluss dieser Spielzeit gleich zwei Jahrgänge in die nächste Altersgruppe aufrücken.

Erl erklärte, dass alle Kreise hier eigenständig entscheiden können und es nicht zwingend notwendig sei, dass sich alle Kreise für eine einheitliche Lösung entscheiden. „Niederbayern und auch der Kreis Inn-Salzach wollen künftig bis zu den U15-Junioren alles bei Alten lassen. Im A-Juniorenbereich erfolgt eine Absenkung auf die U18, wobei es dann keine B-Junioren mehr gibt, sondern der der letzte Jahrgang im Juniorenbereich aus drei Jahrgängen bestückt wird“.

Im Kreis Donau/Isar steht dieses Modell jedoch nicht zur Abstimmung, denn die schon im letzten Jahr eingeholten Meinungsbilder zeigten, dass die Vereine „in unserem Kreis dieses Modell nicht favorisieren, sondern eher eine komplette Absenkung in allen Altersbereichen in Erwägung ziehen“, erklärt Erl den Grund, warum man nur ein Modell für die Abstimmung zur Auswahl steht.

Bei den Funktionären entstanden in den Online-Meetings lebhafte Diskussionen, die zeigten, dass die Meinungen zu diesem Thema sehr unterschiedlich sind, wobei dies auch den verschiedenen Gegebenheiten und Wünschen in den Vereinen geschuldet ist.

Zu einem gab es Bedenken, ob die Umsetzung zur kommenden Saison hin nicht überstürzt sei. „Aufgrund des Lockdowns ist die Situation ohnehin schon sehr schwierig, denn man weiß zu einem nicht, wann wieder gespielt werden kann und ob wieder alle Spieler zurückkommen. Wenn wir jetzt dieses Projekt auch noch umsetzen sollen, müssen wir eigentlich bis zur Entscheidung zweigleisig planen“, meldeten einige Vereinsvertreter ihre Bedenken an. Die Entscheidung steht allerdings laut KJL Stefan Erl bis Ende Januar fest.

Der Altenerdinger Abteilungsleiter Andreas Heilmaier sieht weniger den Zeitpunkt als Problem an, sondern ihn beschäftigt vor allem die Tatsache, dass die Veränderung zunächst nur im Kreis ansteht, während der Bezirk Oberbayern aktuell noch keine Absenkung plant.

„Für uns käme damit ein erheblicher organisatorischer Aufwand zu, denn wir hätten dann in der Bezirksoberliga eine andere Altersstruktur als in der Kreisliga. Wir müssen somit zunächst intern besprechen, wie wir dann die Mannschaften bei einer möglichen Altersabsenkung sinnvoll besetzen“.

Der Altenerdinger Fußballchef erklärt dies mit einem Beispiel. „Sollte beispielsweise die A-Jugend nächstes Jahr weiterhin in der BOL spielen, dann sind dort die Spieler der Jahrgänge 2003 und 2004 vertreten. Sollten wir jedoch in der Kreisliga spielen, dann sind hier nur noch die Jahrgänge 2004 und 2005 spielberechtigt. Dies hat zur Folge, dass wir bis zu einem bis zum Vorliegen des Abstimmungsergebnisses bzw. bis zum Ende der Juniorensaison nicht wissen, welche Jahrgänge wo spielen werden“.

Dies wirkt sich für alle Vereine – vor allem mit höherklassigen Juniorenmannschaften – auch bis in den Herrenbereich hinein aus, da die Anzahl der Spieler, die aus dem Juniorenbereich kommen, erst sehr spät feststehen wird.

Neben dieser Problematik meldeten auch einige Vereinsvertreter aus Randgebieten ihre Sorgen an. „Wir befinden uns nahe der Grenze zu Schwaben und haben in unserer JFG Vereine aus Bayern und Schwaben vertreten. Wenn beide Bezirke bzw. Kreise jetzt andere Regelungen haben, bringt dies erhebliche Probleme“, erklärt der Juniorenleiter vom SV Karlshuld.

„Dieses Problem ist uns bekannt, aber wir haben keine Blaupause, um dies für jeden Verein wunschgemäß zu lösen“, erklärte Erl, versprach aber eine Klärung der Problematik mit Vereinen, die davon betroffen sind.

Neben der grundsätzlichen Abstimmung zur Absenkung können sich auch die Vereine dazu äußern, ob U19-Spieler auch weiterhin im Juniorenbereich zum Einsatz kommen können und man will damit der „Gefahr“ Rechnung tragen, dass Spieler, für die ein Einsatz im Herrenbereich noch zu früh kommt, weiterhin noch Einsatzmöglichkeiten haben.

„Mit der Altersabsenkung wollen wir einerseits erreichen, dass die oft vorhandene Personalknappheit bei den Herren aufgefangen wird und nicht zur Doppelbelastung von Juniorenspielern, so wie im Moment, wird. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch Möglichkeiten schaffen, um Spieler, die bei den Senioren kaum zum Einsatz kommen, nicht zu verlieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass nicht mehr so viele B-Jugendspieler in die A-Jugend hochgezogen werden müssen, da in der Vergangenheit etliche U19 Spieler schon nicht mehr bei der A-Jugend spielen wollten“, erklärt Erl den Grund für diese weitere Abstimmungsmöglichkeit.

Der Zusatz unter bestimmten Voraussetzungen wird wohl einen Passus umfassen, dass Spieler, die unter einer bestimmten Anzahl von Spielen im Herrenbereich bleiben, auch weiterhin ein Spielrecht im Jugendbereich erhalten, wo die Anzahl der Spieler sicherlich auf eine bestimmte Anzahl beschränkt wird.

Mit einer dritten Abstimmung will man dem Einwand, dass die Ausbildung von Spielern, die bislang bei den U13-Junioren im System 9:9 spielen, nun mit einer Spielform auf dem gesamten Spielfeld nicht optimal wäre, gerecht werden. So können alle Funktionäre wählen, ob das System 9:9 auf einem angepassten Kompaktfeld bis zu den U14-Junioren gespielt werden soll.

Bis nächsten Sonntag läuft die Abstimmung und jeder Verein hat eine Stimme. Für die Umsetzung der Altersabsenkung ist eine 2/3-Mehrheit aller abgegebenen Stimmzettel erforderlich und sollte diese nötige Mehrheit erzielt werden, erfolgt die Umsetzung bereits zur Saison 2021/2022.

Die SpVgg Altenerding wird sich im Laufe dieser Woche mit der sportlichen Leitung nochmals intensiv mit dem Thema beschäftigen und für Heilmaier ist das Abstimmungsergebnis noch völlig offen. „Grundsätzlich stehen wir der Sache positiv gegenüber, denn ich vertrete die Meinung, dass Spieler, die schon über 19 Jahre sind, im Jugendbereich nichts mehr verloren haben und im Herrenbereich ihr Zuhause haben. Zudem würde es mögliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Herren- und A-Juniorentrainer, die oft gemeinsam Bedarf an Spielern anmelden, im Keim ersticken. Was mir allerdings große Kopfzerbrechen bereitet, ist der Umstand, dass die Absenkung nicht einheitlich erfolgt und ein möglicher Flickenteppich zwischen den Kreisen und auch Ligen erschwert den Vereinen die aktuell ohnehin schon schwere Aufgabe ungemein“