Szenen wie auf dem Titelbild, wo eine ganz Schar von Spielen in einer Traube und den Ball kämpft, soll es im Kinderfußball irgendwann nicht mehr geben.

Der Bayerische Fußball-Verband will künftig im Kleinfeldbereich neue Wege gehen und Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann stellte das neue Projekt „Minifußball – kindergerechter Fußball im BFV“, welches auch unter dem Namen Funino bekannt ist, am Freitag in einem Online-Meeting vor.

Zunächst soll diese neue Form aber neben dem bewährten Spielbetrieb angeboten werden. Allerdings appellierte Weißmann an die Vereine, „bei den G-Junioren künftig auf die Spielform 7:7 zu Gunsten von 3:3 zu verzichten. Das neue System bietet zahlreiche Vorteile und wird auch der Ausbildung, bei der aber der Spaßfaktor eine wesentliche Rolle einnehmen muss, deutlich gerechter“, erklärt Weißmann.

Wie soll die revolutionäre Änderung aussehen?

Künftig sind in der spielfreien Zeit sogenannte „Festivals“, die der Verband oder auch die Vereine selbst organisieren, geplant. Die teilnehmenden Mannschaften treffen sich an einem Spielort und spielen dann auf verkleinerten Spielfeldern gegeneinander.

„Die Größen der Spielfelder sind so gewählt, dass auf einem Großfeldfeldplatz parallel 8 Spiele gleichzeitig laufen können“, erklärt Weißmann und fügt hinzu, dass auf jedem Feld 3:3 gespielt wird.

Durch diese bahnbrechende Änderung verspricht sich der Verbands-Jugendleiter, dass die Kinder viele Ballkontakte und auch mehr, aber vor allem gesicherte Einsatzzeiten haben. Auf jedem Feld sind jeweils vier Tore angebracht, sodass in den Spielen auch mehr Torerfolge zu erwarten sind. „Dadurch haben die Kinder wesentlich mehr Erfolgserlebnisse, die elementar für die Motivation sind“.

Dass sich die Verantwortlichen bei diesem Projekt tiefgreifende Gedanken gemacht haben, verdeutlicht auch den Ansatz, dass man den gastgebenden Vereinen die Bürde abnimmt, dass man sich alleinverantwortlich um die Tore kümmern muss. „Bei acht Feldern sind 32 Tore erforderlich und es den Vereinen nicht zuzumuten, diesen finanziellen Aufwand zu leisten. Aus diesem Grund ist jede teilnehmende Mannschaft dazu verpflichtet, jeweils zwei Tore zum Festival mitzunehmen“.

Dem Gedanken, dass sämtliche Spieler – auch mit einem noch nicht so weit ausgeprägten Entwicklungsstand – mehr Einsatzzeiten erhalten, wird gezielt Rechnung getragen. „Pro Team wird es maximal einen zusätzlichen Rotationsspieler geben und nach jedem Tor erfolgt bei beiden Mannschaften zwingend ein Wechsel, sodass alle Spieler reihum auf dem Platz stehen werden. Zudem erfolgt dadurch auch noch keine Positionsfixierung, was ebenfalls der Ausbildung entgegenkommt“, weist der BFV auf diese sinnvollen Vorgaben hin.

Durch diese Maßnahmen erhofft man sich vor allem, dass die derzeitige Ausscheidungsquote reduziert wird, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Kinder vor allem nach der U10 dem Fußballsport den Rücken kehren. „Natürlich gibt es Kinder, die das Interesse verlieren oder für sich ein neues Hobby finden, aber es gab sicherlich auch zahlreiche Spieler, die aufgrund geringer Einsatzzeiten aufgehört haben“, hofft Weißmann künftig auf eine Reduzierung dieser Quote.

Während eines Spieltages sind bei den F-Junioren jeweils 7 Spiele (G-Junioren: 5 Spiele) mit einer Dauer von jeweils 7 Minuten geplant, die auf den acht Feldern parallel austragen werden, wobei bei der Zusammensetzung der Teams im Spieler mit nahezu identischen Entwicklungsstand zusammenspeilen.

Die jeweils siegreichen Teams steigen in das nächsthöhere (spielstärkere) Feld auf, während die unterlegene Mannschaft „absteigt“ und mit dieser Lösung erhofft man sich, dass im Laufe eines Tages Mannschaften mit nahezu gleicher Leistungsstärke aufeinandertreffen. „Durch diesen Champions-League-Modus führt es nach einigen Spielen zwangsläufig zu Vergleichen von Teams auf gleichem Niveau und dadurch werden sich Kantersiege, die für beide Mannschaften demotivierend sind, deutlich reduzieren, Dass dadurch die Spieler zielgerichteter gefordert und gefördert werden, steht außer Frage“, erklärt der Verbands-Jugendleiter.

Das vorgestellte neue Projekt fand bei den am Meeting teilnehmenden Juniorenleitern großen Anklang, denn die vielen Vorteilen, die Funino bringt, sind nicht von der Hand zu weisen.

Der Altenerdinger Juniorenleiter Florian Aldinger freut sichzudem, dass man den Nachwuchskickern nun auch in Ferienzeiten Spielmöglichkeiten geben kann. „Bislang hatte man in der schulfreien Zeit das Problem, dass man nur schwer eine komplette Mannschaft stellen konnte. Nachdem man aber künftig schon mit vier Akteuren loslegen kann, bin ich mir sicher, dass auch in diesen Zeiten Festivals möglich sind“.

Einige Funktionäre äußersten sich jedoch skeptisch, wobei vor allem die Akzeptanz dieser neuen Spielform im E-Juniorenbereich angezweifelt wird.  Jedoch wirkt der BFV diesen Sorgen mit größeren Spielfeldern und auch mit der Spielform 5:5 entgegen.

Bezirks-Jugendleiter Jochen Fuchs bat die Vereine jedoch dieser neuen Form eine Chance zu geben und berichtete von seinen bereits gemachten Erfahrungen. „Ich war schon bei zahlreichen Veranstaltungen dabei und ich war begeistert. Die Kinder waren voller Elan bei der Sache und ich sah nur in glückliche Augen. Sie haben sich in knapp 2 Stunden so richtig ausgepowert und jeder kam zu Spielzeiten, sodass niemand enttäuscht nach Hause fuhr Ich appelliere an die Trainer und Funktionäre, das eigene Denken hintenanzustellen, denn die Kinder wollen nur spielen und dies ermöglicht die neue Spielform“, gab Fuchs einen flammenden Appell zugunsten  der neuen Spielform.

Im Spielkreis Donau/Isar will man zeitnah die ersten Pilotveranstaltungen starten, wobei die Corona-Pandemie die exakte Planung natürlich sehr erschwert. „Wir hoffen, dass wir im Juli die ersten Festivals starten können und wir werden die Vereine in jedem Fall bei einer Durchführung unterstützen“, sagte Kreis-Jugendleiter Stefan Erl den Vereinen zu.

Die Funktionärstrio des BFV überzeugte die Vereine durch schlagkräftige Argumente vom Nutzen dieser Spielform und aus allen Kreisen aus dem Raum Donau/Isar gab es Vereine, die als Gastgeber für ein solches Festival bereitstehen. Für die Spielkreis Erding bat die SpVgg Altenerding die Unterstützung an und so ist zu hoffen, dass man in einigen Monaten im Sepp-Brenninger-Stadion die ersten positiven Erfahrungen machen kann.