Nach einer Zustimmung von über 70% der Vereine wird ab der kommenden Saison im Juniorenspielbetrieb des Kreises Donau/Isar die Altersabsenkung zur Anwendung kommen.

Doch auch die Reaktionen bei den Juniorenleitern der Erdinger Vereine zeigt, dass dieses Projekt trotz des klaren Votums nicht unumstritten ist.

Grundsätzlich wird der Vorstoß befürwortet, doch die unterschiedliche Regelung im Kreis und im Bezirk/Verband sorgt für erhebliche Kritik und die Juniorenleiter sehen einen erheblichen Mehraufwand auf sich zukommen.

Obwohl die Vereine von diesen ungleichen Regelungen, abhängig von den Ligazugehörigkeiten ihrer Mannschaften, unterschiedlich stark betroffen sind, stoßen nahezu alle Funktionäre ins gleiche Horn.

Der Altenerdinger Florian Aldinger erwähnt, dass sich die SpVgg aufgrund dieser erheblichen Problematik gegen eine Altersabsenkung entschieden hätte. „Den Ansatz halten für grundsätzlich für den richtigen Weg, aber der Tatsache, dass wir nun im Kreis eine andere Altersstruktur als im Bezirk haben, war unserer Entscheidung geschuldet“, erklärt Aldinger und sieht nun auf die Veilchen erhebliche Schwierigkeiten bei der Kader- und Trainerplanung zukommen.

Vor allem muss man jetzt zweigleisig planen, denn durch die unterschiedliche Altersstruktur in der Bezirksoberliga und Kreisliga gibt es erst Planungssicherheit, wenn feststeht, welche Mannschaften im nächsten Jahr in der BOL spielen.

„Bei uns steht derzeit nur fest, dass die C-Jugend in der BOL spielt, aber die Zugehörigkeiten von A-, B- und D-Jugend entscheiden sich ggf. erst im Juni/Juli“, erklärt Aldinger und zeigt die Problematik anhand von Beispielen auf.

„Sollte unsere A in die Kreisliga absteigen, wird das Team aus Spielern der Jahrgänge 2004 und 2005 bestehen. Bleibt aber die B in der BOL sind hier die Jahrgänge 2005 und 2006 gefordert. Das hieße, dass Spieler, die 2005 geboren wurden, sowohl in der A- als auch in der B-Jugend tragende Säulen sind. Wir und ich denke, da sind wir keine Ausnahme, haben aber auch nur eine begrenzte Anzahl von Spielern eines Jahrgangs, was wohl zu doppelten Einsätzen führen wird“.

Bei umgekehrten Vorzeichen (A: BOL und B: Kreisliga) würde sich das Problem dahingehend verschieben, dass die A-Jugend gleich aus drei Jahrgängen (2003 – 2005) bestünde. „Der junge Jahrgang hätte es aufgrund von körperlichen Defiziten schwer, dort sofort Fuß zu fassen, denn es kann hier im Extremfall zu drei Jahren Altersunterschied kommen“.

Ferner sieht Aldinger auch künftig eine erschwerte Trainerplanung auf die Vereine zukommen. „Die Praxis zeigt doch, dass gerade im Juniorenfußball auch viele Väter als Übungsleiter fungieren. Bislang konnte ich bei der Saisonplanung im Januar schon  sagen, wo dessen Sohn im nächsten Jahr spielt. Da die Jahrgangseinteilung nun aber auch von der Ligazugehörigkeit abhängig ist, ist eine frühzeitige Planung nicht mehr darstellbar“.

Auch Christian Mildner, Jugendleiter vom TSV Dorfen, ist sich dieser Problematik bewusst, doch trotz allem hat der TSV für die Altersabsenkung gestimmt. Allerdings sieht er „nun den Verband in der Pflicht und erwartet, dass es kurzfristig doch zu einer Vereinheitlichung kommen wird.“

Da Dorfen aus heutiger Sicht mit der A-Jugend in der nächsten Saison wohl nur eine Mannschaft in der BOL stellt, ist man in Dorfen zuversichtlich, dass man mit der Situation gut umgehen kann, wobei auch beim TSV noch interne Gespräche anstehen.

Mildner hadert aber mit dem Zeitpunkt der Umsetzung und hätte sich gewünscht, dass man das Projekt nicht schon zur nächsten Saison realisiert. „Bedenklich sehe ich persönlich die Gesamtsituation durch Corona. Es fehlen schon jetzt viele Monate Spielpraxis in allen Jahrgängen. Dies lässt sich sicherlich nicht von heute auf morgen aufholen. Damit haben die Vereine ohnehin schon einen deutlichen Mehraufwand und jetzt muss man sich auch diesem zeitintensiven Thema noch widmen“.

Gökmen Uluhan, der bei der JFG Sempt Erding die Position des 2. Sportlichen Leiters bekleidet, steht der Altersabsenkung positiv gegenüber, hatte aber bei seiner Entscheidung auch die Belange seine Heimatvereines FC Türk Erding im Blick.

„Es gab in der Vergangenheit immer wieder Probleme, eine A- und/oder B-Jugend zu stellen, was damit zusammenhing, dass Vereine schon mit ihrem älteren A-Jugendjahrgang für den Herrenbereich planen“, äußert sich Uluhan und hat mit Sicherheit auch noch im Kopf, dass die JFG vor einigen Jahren aufgrund von Spielermangel die U19-Junioren aus der BOL vom Spielbetrieb abmelden mussten.

Diese Problematik wird durch die neue Regelung sicherlich etwas abgeschwächt, weil bei der neuen Altersstruktur deutlich weniger Jugendspieler ein Spielrecht im Herrenbereich besitzen werden. Uluhan hofft, dass man dadurch mehr Spieler durch den Jugendbereich bekommt, „denn so stoßen sie ein Jahr früher in den Herrenbereich, was auch der Wunsch vielen Nachwuchsakteure ist“.

Da auch die JFG mit den D-Junioren in der Bezirksoberliga vertreten ist, müssen sich die Erdinger auch mit dem Problem der unterschiedlichen Regelung befassen und „da kommt viel Arbeit auf uns zu, um dies entsprechend planen zu können“.

Obwohl der Taufkirchner Juniorenleiter Stefan Bart voraussichtlich vor der kommenden Saison nicht mit diesen Schwierigkeiten in Berührung kommt, kann er die unterschiedliche Vorgehensweise trotzdem absolut nicht nachvollziehen und bedauert, „dass jeder Kreis , auch bei den kürzlich eingeführten Meldeligen sein eigenes Süppchen kocht“.

Unabhängig davon hat die BSG für die Altersabsenkung gestimmt, weil man in die Taufkirchen die 19jährigen Spieler idealerweise im Herrnbereich sieht. Trotz allem vertritt Bart die Meinung, dass „eine einheitliche Lösung – zumindest für den Bezirk Oberbayern – wohl deutlich mehr Sinn machen würde. Wenn ich bedenke, dass selbst die Kreise völlig unterschiedliche Regelungen haben, bin ich mir sicher, dass es hier immer wieder zu erheblichen Schwierigkeiten im Spielbetrieb kommen wird“.

So hat sich der Spielkreis Inn-Salzach entschieden, dass es bis zur U15 zu keinen Änderungen kommen wird. Künftig wird die A-Jugend aus drei Jahrgängen bestehen, dafür aber die B-Jugend „geopfert“.

„Wenn ich jetzt gegen gleichaltrige Gegner spielen will, muss ich mich fast auf Mannschaften aus dem Spielkreis Donau/Isar beschränken“, äußert Aldinger nochmals sein Unverständnis.

Die Entscheidung, dass für die C-Junioren künftig die Spielform 9:9 zur Anwendung kommt, kommentieren die Erdinger Vertreter ganz unterschiedlich.

Während Aldinger und auch Bart in dieser Altersgruppe gerne einen Wechsel auf das Großfeld gesehen hätten, glaubt Mildner, dass das Spiel auf Kompaktfeld die richtige Entscheidung war.

„Ich habe es jetzt aus Sicht meines Sohnes beurteilt und ich glaube, dass er als D-Jugendspieler auf dem Großfeld überfordert wäre, vor allem auch der Tatsache geschuldet, dass er aufgrund der Pandemie jetzt kaum Spiele auf dem Kompaktfeld gemacht hat“, begründet der TSV-Funktionär seine Meinung.

Anders sieht es Bart und meint, „dass die C-Jugend in jedem Fall 11:11 spielen sollte. Wenn die Spieler erstmals in der B-Jugend Erfahrungen mit dem Großfeld machen, haben wir maximal noch vier Jahre bis zum Herrenbereich und dieser Zeitraum ist aus meiner Sicht nicht sehr lang, um sie entsprechend auf den Seniorenfußball vorzubereiten“.

Doch unabhängig von diesen Meinungen müssen sich auch die Erdinger Vereine den Gegebenheiten anpassen und mit den C-Junioren bis zur Kreisliga auf dem kompakten Feld spielen.

Aldinger kann seine Vorstellungen zumindest teilweise umsetzen, denn die C1-Junioren werden in der BOL weiterhin auf Großfeld spielen, während die C2- und C3-Junioren künftig im 9:9-System um Punkte kämpfen, was dazu führt, dass es bei der SpVgg selbst in einer Altersgruppe zu unterschiedlichen Spielformen kommen wird.