Sehr gut besucht war der Workshop des Bayerischen Fußballverbandes, der am vergangenen Donnerstag im neuen Vereinsheim des FC Langengeisling stattfand. Der große Anklang der Vereinsvertreter war aber nicht sehr überraschend, ging es doch um eine wesentliche Veränderung für die Vereine.

Kreis-Jugendleiter Stefan Erl stellte zu Beginn der Veranstaltung die geplante Altersstrukturreform, die eine Absenkung der Jahrgänge um ein Jahr vorsieht, vor. Es soll beispielsweise künftig aus U19 die U18 werden und diese Absenkung soll bis ganz nach unten umgesetzt werden, sodass die F-Junioren aus U8 und U7 bestehen.

„Zahlreiche Umfragen haben gezeigt, dass es bislang keine einhellige Meinung gibt und die Meinungen von Abteilungsleitern, Jugendleitern, Trainern und Spieler unterscheiden sich natürlich deutlich, denn viele sehen es nach natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln“, berichtet Erl, der aber aus seiner Sicht die Vorteile dieser Veränderung deutlich machte.

Er belegte die Veränderungen beim Übergang in den Herrenbereich auch mit Zahlen. 1997 wechselten die Spieler durchschnittlich mit 18,6 Jahren zu den Senioren. Aktuell hat sich eine Erhöhung auf 19,2 Jahre ergeben und die Umsetzung der geplanten Struktur würden einen Rückgang auf 18,2 Jahre bewirken.

Auch die Workshops in anderen Spielkreisen brachten unterschiedliche Ergebnisse. „Im Spielkreis München fand die Reform deutlich keine Zustimmung“, erklärte Verbands-Jugendleiter Florian Weißmann und nannte auch die Gründe für dieses Ergebnis. „In München hat jeder Verein noch eine B-Jugend und 2/3 aller Vereine stellen eine A-Jugend. So hätte es zur Folge, dass dann nach Umsetzung der Reform zwei Jahrgänge zu den Senioren aufrücken und Vereine haben Bedenken, dass man nicht alle Spieler im Seniorenbereich aufnehmen, „sodass die Gefahr besteht, diese Akteure zu verlieren“.

Weißmann sorgte bei seinen weiteren Ausführungen auch für Erstaunen und Besorgnis bei den Funktionären, denn in den letzten Jahren kamen von den E-Juniorenspielern nur 53 % bei den A-Junioren an. Vor allem beim Übergang von den D- zu den C-Junioren war der Rückgang extrem hoch. Ein Grund für diese Beobachtung liegt wohl daran, dass der Übergang vom Kompaktfeld (9:9) auf das Großfeld für eine gewisse Überforderung sorgt.

Weißmann wollte sich dem nicht verwehren, „aber es sind auch Änderungen in der Spielform möglich, dass wir auch bei den U14-Junioren durchaus bei 9:9 bleiben können“, zeigt sich der Verbandjugendleiter kompromissbereit.

Positiv ist anzumerken, dass sich die Mannschaftsanzahlen beim Übergang von der E- zur D-Jugend im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit einigen Jahren nicht nach untern verändert hat. „Mit dieser Entwicklung konnten die A-Junioren im Kreis Donau/Isar im letzten Jahr leider nicht mithalten, denn die Anzahl der gemeldeten Teams ging um 10% zurück“, mahnte dagegen Erl an.

Es entwickelte sich dann eine lebhafte und seriöse Diskussion, bei der viele Vereine ihre Vorstellungen äußersten.

Juniorenleiter Josef Gruber von der SG Reichenkirchen würde eine Änderung sofort unterschreiben. „Wir sind ein kleiner Verein und haben in der A-Jugend eine Spielgemeinschaft mit vier Vereinen. Unsere Spieler würden sehr gerne schon früher in den Herrenbereich aufrücken und wir hätten auch Bedarf an den Jugendspielern“.

Klaus Brandlhuber vom TSV St. Wolfgang sieht es mit gemischten Gefühlen und sieht in der Reform kein Allheilmittel. „Ich denke, dass es vielmehr an der Qualität und Sozialkompetenz der Jugendtrainer liegt, ob die Jugendlichen beim Fußball bleiben“.

Der Altenerdinger Juniorenleiter Florian Aldinger wollte von Weißmann wissen, ob die Gefahr bestünde, dass bei unterschiedlichen Abstimmungsergebnissen im Kreis und Bezirk A-Juniorenmannschaften dann mit unterschiedlichen Jahrgängen spielen müssen. Weißmann geht sogar davon aus, „dass es im Bezirk bei der bisherigen Lösung bleibt und auch bei Pokalspielen und Hallenmeisterschaften wird die Altersgrenze nicht verändert werden“. Es handelt sich hier um weiterführende Turniere und nach dem die Reform nur im Bezirk Oberbayern zur Diskussion steht, ist hier eine Änderung nicht möglich.

Um dieser unbefriedigenden Situation entgegenzuwirken wurde dann der Vorschlag „Flex-Jahrgang U17“ aufgegriffen. Diese Regelung sieht vor, dass bei den A-Junioren künftig mit den Altersgruppen U17 – U19 drei Jahrgänge spielen. Dadurch würde sich die Anzahl der Spieler bei den A-Junioren, die bei vielen Vereinen nur noch als Spielgemeinschaften und Jugendfördergemeinschaften antreten, deutlich erhöhen würden.

Die Absenkung der Jahrgänge würde demnach erst ab der B- bis hin zur F-Jugend greifen.

Zum Abschluss der Versammlung stellte Florian Weißmann zwei entscheidende Fragen an die Vereinsvertreter. Eine überwiegende Mehrheit sprach sich dafür, dass in jedem Handlungsbedarf, egal in welcher Form (z. B. Altersstruktur, Spielformen), besteht.

Nicht so deutlich war die Meinung, ob die geplante Jahrgangsherabsetzung die Probleme lösen könne. Zwar sprach sich eine kleine Mehrheit dafür aus, wobei die „Flex-Jahrgangs“-Lösung als gute Alternative genannt wurde. Dadurch haben die Vereine mehr Flexibilität, denn es kann dann selbst entschieden werden, ob Spieler der U19 im Junioren- oder Seniorenbereich zum Einsatz kommen.

Eine weitere Lösung, die vorsah, dass – maximal drei – U20-Spieler, die nicht im Herrenbereich eingesetzt werden, dann weiterhin im Juniorenbereich spielen dürfen, fand bei den Verantwortlichen kaum Anklang.

Florian Weißmann stellte aber klar, „dass bei allen Entscheidungen, die von Funktionären getroffen werden, immer die Spieler im Mittelpunkt stehen müssen, denn wir können sie nur halten, wenn wir auch deren Belange im Auge haben“.

Der Verbands-Jugendleiter wolle aber das geplante Projekt „nicht über das Knie brechen und eine Änderung wird sicherlich nicht zur nächsten Saison kommen, sondern wir werden frühestens zur Beginn des Spieljahres 2021/2022 damit starten, wobei wir vorab die Entscheidungen der Vereine abwarten müssen“.